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  • AutorenbildDr.in Katrin Hofer

Wenn die Angst zu groß wird. Welche Anzeichen kann ich als Mutter/Vater beachten?

Aktualisiert: 22. März 2020

Angst kennen wir alle. Sie ist ein Überlebensinstinkt und gehört zur normalen Entwicklung eines jeden Kindes dazu. Doch was, wenn die Angst ein Übermaß annimmt, wenn das Kind darunter leidet und nicht selten auch die Eltern dadurch belastet sind?

Um einen groben Überblick über die unterschiedlichen Angstquellen im Kindesalter zu geben, möchte ich diese hier anführen:

Trennungsängste und Soziale Ängstlichkeit Ängste nach anhaltenden traumatischen Belastungen Phobische Störungen Angstträume (Albträume), Pavor Nocturnus Somatisierungen

Trennungsängste und Soziale Ängstlichkeit Ein bestimmtes Maß an Angst vor realer oder befürchteter Trennung von Menschen an die man gebunden ist, zeigen normalerweise alle Kinder. Je nach Entwicklungsstufe gehören unterschiedliche Ängste ganz einfach dazu. Wenn die Furcht vor der Trennung jedoch im Fokus steht und diese mit außergewöhnlichem Schweregrad erlebt wird, sollte man die Aufmerksamkeit noch mehr auf das Kind und seine erlebten Ängste richten. Denn in diesen Fällen erzählen die überdurchschnittlichen Ängste eine wichtige Geschichte. Unterscheiden kann man hier die Trennungsangst, soziale Ängstlichkeit oder die Fremdangst. Bei der Trennung hat das Kind große Angst das Objekt, meistens Mutter oder Vater zu verlieren, bei der Fremdangst hat das Kind große Angst vor fremden Menschen. Genauso wie bei der Trennungsangst ist eine Angst oder Unsicherheit vor fremden Menschen oder Situationen im gesamten Kindesalter bis zu einem gewissen Ausmaß normal. Meiden Kinder Erwachsene und/oder andere Kinder in einem üblich überschreitenden Maß bei vorhandenen sozialen Bindungen zu den Bezugspersonen, kann man von einer übersteigerten sozialen Ängstlichkeit sprechen.

Ängste nach anhaltenden traumatischen Belastungen Hier handelt es sich um Symptome von zurückliegenden Traumata, die eine funktionsfähige Ichentwicklung des Kindes erschwert oder sogar verhindert haben. Betroffen sind oftmals Migrantenkinder oder Kinder mit emotionaler oder häuslicher Vernachlässigung. Die Symptome zeigen sich in einer panischen oder einer generalisierten Angst. Die Wurzeln darin liegen in einer nicht zu bewältigenden Überforderungssituation. In beiden Fällen werden innere oder äußere Reize als unüberwindbare Ängste angesehen.

Phobische Störung Eine Phobie bezieht sich auf eine Befürchtung vor verschiedensten Objekten oder Situationen, welche Kinder genauso wie Erwachsene haben können. Manche Befürchtungen gehören zu bestimmten Entwicklungsphasen und treten bei der Mehrheit der Kinder auf, wie etwa die Angst vor Tieren im Vorschulalter. Andere Befürchtungen gehören nicht zu einer normalen Entwicklung, wie etwa die Platzangst, auch Agoraphobie genannt. Weiters möchte ich hier die soziale Phobie erwähnen, die bei Kindern mit diesen Ängsten zwischen 8 und 12 Jahren zu 60 % in der Schule auftritt. Die Schulphobie, bei welcher Kinder nicht mehr zur Schule gehen können, gehört zu den Trennungsängsten. Unterschieden dazu gehört die Schulangst, die sich auf Prüfungsängste oder Versagensängste bezieht. Hier geht es entweder um reale Befürchtungen aufgrund einer Schwäche oder phantasierte Versagensängste, welche mit depressiven Störungen zusammenhängen.

Angstträume (Albträume), Pavor Nocturnus Besonders kleinere Kinder können oft schwer einschlafen oder wachen häufig während des Schlafes auf. Das hängt damit zusammen, dass einschlafen immer eine Trennungssituation ist. Bei Vorschulkindern ist das magische Denken wesentlich dafür, dass es beispielsweise beim Betrachten von Filmen oder Geschichten vermehrt zu Angstträumen kommen kann. Der Pavor Nocturnus ist eine spezielle Form der Angstträume, bei welchen das Kind durch heftige Empfindungen und oft somatischen Begleiterscheinungen plötzlich erwacht. Das Kind erwacht meist durch heftiges Schreien und es kann dauern, bevor es sich wieder orientieren kann. Dem Pavor Nocturnus liegen meist heftige unbewusste Konflikte zugrunde, die das Verarbeitungsvermögen des Kindes übersteigen.

Somatisierungen Alle Angststörungen werden von körperlichen Symptomen begleitet, deswegen möchte ich auf diesen Punkt extra hinweisen. Diese Körpersymptome werden von Kindern nicht vorgetäuscht. Diese Symptome dienen einem sekundären Krankheitsgewinn, was bedeutet, dass Kinder oft aufgrund von Bauchschmerzen dann nicht in die Schule gehen müssen. Man kann dazu auch sagen, dass die körperlichen Symptome als Schutzmechanismus zu verstehen sind, wodurch sich das Kind der angstbesetzten Situation nicht aussetzen muss. Die häufige Somatisierung kann auch zu hypochondrischen Ängsten führen, wobei es sich hier um Befürchtungen vor gefährlichen Erkrankungen handelt.

Welches Verhalten kann ein Hinweis auf eine überdurchschnittliche Angst sein?

Alle hier erwähnten Ängste werden häufig von somatischen Beschwerden wie Übelkeit, Appetitstörungen, Leib- und Kopfschmerzen begleitet. Ein großes Besorgnis darüber, dass der Hauptbezugsperson etwas zustoßen könnte oder eine große Angst, wenn diese weggeht, sie könnte nicht mehr wieder kommen. Große Angst, dass irgendetwas eintreten könnte, was das Kind von der Hauptbezugsperson trennen könnte beispielsweise, dass das Kind verloren geht. Aus der Furcht vor Trennung heraus, entsteht eine Unmöglichkeit in die Schule zu gehen beispielsweise eine Schulphobie. Große Furcht oder Abneigung ins Bett zu gehen, ohne, dass eine Bezugsperson dabei ist oder in der Nähe ist. Unangemessene Furcht tagsüber alleine zu Hause zu sein. Wiederholte Albträume. Extremes Traurigsein, was sich in Angst, Schreien, Wutausbrüche, Rückzug, etc. zeigen kann, während oder unmittelbar nach der Trennung von der Hauptbezugsperson.

Was kann ich als Elternteil tun wenn mein Kind übermäßig ängstlich ist? Wenn mein Kind überaus große Angst empfindet steht man häufig selbst vor der Frage, was kann man dagegen tun und mit wem kann man darüber sprechen? Oftmals kann man diese großen Ängste nicht einordnen und hat schon viele Möglichkeiten ausgeschöpft. In solchen Situationen wird ein Gespräch mit ExpertInnen, wie etwa PsychotherapeutInnen sehr entlastend erlebt. Gerade in den hier erwähnten Fällen ist es ratsam sich Unterstützung zu holen. In der Kinderpsychotherapie werden Kinder mittels Spieltherapie begleitet und unterstützt, die eigenen Ängste wieder loszulassen. Das eigene Selbstvertrauen wird gestärkt, wodurch sich Kinder mutiger und selbstsicherer im Umgang mit anderen Menschen und neuen Situationen erleben. Die Arbeit mit den Eltern ist erheblich für die Ergebnisse und die Prognose der Therapie. In vielen Fällen geht es um die Themen der Bindung und der Loslösung voneinander. Auch die erlebten Aggressionen der Kinder wie auch jene der Eltern spielen bei der Bearbeitung der Ängste eine wesentliche Rolle.

Was sind die ersten Schritte? Sie machen telefonisch ein Erstgespräch mit Ihrer/m gewählten PsychotherapeutIn oder einer gewählten Institution aus. Üblicherweise kommen Mutter und/oder Vater zuerst ohne Kind zum Termin, um von der momentanen Situation, wie auch von der bisherigen Entwicklungsgeschichte des Kindes zu erzählen. Danach wird ein Termin vereinbart, in welchem die/der TherapeutIn Ihr Kind kennen lernt. Da die Zusammenarbeit mit den Eltern einen wesentlichen Beitrag zum Therapieerfolg beiträgt, werden in den meisten Fällen, in unterschiedlichen Abständen, Termine für Elterngespräche vereinbart. Die Therapie bietet den Raum über alle Sorgen, Ängste und Zweifel zu sprechen, wodurch Kinder wie auch Eltern eine große Entlastung erleben.






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